Geologische Lage




Lage und geologisches Alter des Bergreviers Hallwangen

Das Bergrevier Hallwangen liegt am östlichen Rand des „Freudenstädter Grabens", der in diesem Bereich in NNW-Richtung verläuft und im SO, etwa auf der Linie Loßburg - Böffingen - Dettlingen allmählich in eine O-gerichtete Struktur umbiegt. Im NW endet der Graben etwa auf der Linie Klosterreichenbach - Igelsberg.
Die Ausdehnungen des „Freudenstädter Grabens" betragen ungefähr 15 km Länge und 7 km Breite.
In dieser Struktur setzen mehrere Gangführungen auf, wobei nicht nur die Randverwerfungen, sondern auch Störungen in der Grabensohle hydatogen mineralisiert wurden.
Diese hydatogene Mineralführung ist jedoch nur aus dem nach NNW verlaufenden Grabenstück bekannt. Die Sulfidführung ist fast ausschließlich auf die Grabenränder beschränkt.

Der "Freudenstädter Graben" und die Lage des Hallwanger Bergwerks an der NNW Randverwerfung.

In der Grabenbruchzone senkte sich das Gelände (links im Bild) zum "Freudenstädter Graben".
Dabei entstandene Spalten mineralisierten sich und bilden heute quarzreiche Barytgänge.

Das Alter dieser Struktur kann mit Carlé (1955) als obermiozän angesehen werden.
Diese Altersangabe fällt in die Periode des Jungtertiär, in dem also der „Freudenstädter Graben" entstanden ist.
In Zahlen ausgedrückt betrifft dies etwa den Zeitraum von vor 25 - 10 Millionen Jahren.
Zu jener Zeit breiten sich im europäischen Raum gerade die Säugetiere aus - der Mensch kommt erst „etwas" später. Dies ist eingedenk dessen, dass die Erde etwa 4 - 5 Milliarden Jahre alt sein dürfte, und dass es erst seit etwa 570 Millionen Jahren Leben auf unserem Planeten gibt, ein verschwindend geringer Zeitraum.

Wenn man theoretisch und rein rechnerisch davon ausgehen würde, dass die Erde erst seit einem Jahr bestehen würde und man sich nun am Ende dieses Jahres befinden würde, also am 31. Dezember kurz vor 0.00 Uhr, dann wären unter der Voraussetzung, dass hier 5 Milliarden Jahre mit einem Jahr (= 365 Tage) gleichgesetzt werden, folgende Ableitungen möglich:

  • 5 Milliarden Jahre entsprechen einem Jahr von 365 Tagen = max. Erdalter.

  • 570 Millionen Jahre entsprechen einem Zeitraum von 41,61 Tagen; dies bedeutet, dass es im Hinblick auf den 31. Dezember erst seit dem 19. November überhaupt Leben auf der Erde gibt.

  • 25 Millionen Jahre entsprechen dann einem Zeitraum von nur 1,825 Tagen; d.h. im Zeitraum vom 30. Dezember 04.00 Uhr bis zum 31. Dezember 06,30 Uhr ist unsere Nordschwarzwälder Landschaft entstanden.

  • 10 Millionen Jahre entsprechen dann nur noch einem Zeitraum von 0,73 Tagen = 17,5 Stunden; d.h. im Hinblick auf den 31. Dezember 0.00 Uhr würde der Mensch erst seit dem 31. Dezember 06.30 Uhr existieren.

Der 4. Vers aus Psalm 90, der da lautet „Denn tausend Jahre sind vor Dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache" regt hier zum Nachdenken an – vielleicht auch darüber, wie gering und eigentlich unwichtig das menschliche Handeln gegenüber diesem gewaltigen Schöpfungsepos ist.

In den nach der Bildung der Nordschwarzwälder Landschaft folgenden 10 Millionen Jahren hat sich dann der Mensch entwickelt.
Die Einführung der Zeitrechnung im Abendland geht von Christi Geburt aus - jene 10 Millionen Jahre (die auch wohl heute noch „andauern") liegen demnach mehrheitlich „vor der Zeitrechnung" (= v.d.Z.) bzw. „vor Christi Geburt" (= v.Chr.) und erst 1075 Jahre „nach Christi Geburt" (= n.Chr.) taucht erstmals der Name „Hallwangen" auf.
Die Menschen sind mittlerweile fähig, schriftliche Zeugnisse ihrer Existenz zu hinterlassen. So wird in einer Urkunde vom 9. Oktober 1075 der Ort Hallwangen als „Haldewang" (später „Haldewanck") erstmals urkundlich erwähnt. Die Bedeutung des Namens setzt sich aus hall (= halde = Abhang) und wang (= Wiesenaue) zusammen. Die Urkunde wurde ausgefertigt, als das Kloster Hirsau mit König Heinrichs IV. Bestätigung wiederhergestellt wurde und anlässlich dieses Vorgangs u.a. der Hallwanger (Ritter) Rudolfus de Haldewang anwesend war und deshalb in der Zeugenliste erscheint.

Mehr über das heutige Hallwangen: siehe unter Links

Das Wappen "Hallwangen"

Das Wappenschild Hallwangens enthält zwei gekreuzte Hämmer (Schlägel und Eisen, Gezähe des Bergmanns) und darüber einen Engelskopf mit Flügeln.
Schlägel und Eisen versinnbildlichen das ehemalige Bergwerk "Himmlisch Heer", und der Engelskopf mit Flügeln soll an das ehemalige Kloster Engeltal erinnern.
Das Hallwanger Kloster Engeltal wird geschichtlich erstmals 1292 erwähnt.





Mineralien




Beschreibung der Mineralien Hallwangens
bearbeitet von Rudolf Steinhart
Sulfide | Halogenide | Oxide, Hydroxide | Carbonate | Sulfate | Arsenate | Silikate
Schwerspat
mit Malachit und Azurit
Blättriger Schwerspat
mit Quarzkristallen
Buntsandstein, Schwerspat, Malachit, Azuritkristalle, Quarzkristalle und Silberfahlerz Gangbreccie von verkieseltem Buntsandstein,
Schwerspat, Fahlerz
Zum Seiten-Anfang
Sulfide

Die Ausscheidung der sulfidischen Erzmineralien reicht bis in die Phase der Schwerspatbildung. Die Sulfide sind daher außer in Quarz und Hornstein überwiegend in Schwerspat eingewachsen

(Metz, 1977, S. 245).

Tetraedrit (Cu, Fe)12 Sb4 S13

Tennantit (Cu, Fe)12 AS4 S13

Annivit (wismuthaltiges Fahlerz) Cu3 SbS3 + Bi


Das Haupterz des Reviers, dem auch der alte Bergbau galt, ist das Fahlerz. Es tritt „nest- und fallweise“ auf, vereinzelt in größeren Erzfällen, meist xenomorph und derb. Vorwiegend sind schmale „Schnüre" in Schwerspat oder Quarz eingewachsen. Nur selten konnten aus dem Haldenmaterial kleine, schon mit einer Oxidationsschicht überzogene Kristalle geborgen werden. Bei den Fahlerzen handelt es sich um silberreiche wismuthaltige Erze mit wechselnden Antimon- und Arsengehalten, also Tetraedrit, wobei der wismuthaltige Tetraedrit früher Annivit genannt wurde Der Silbergehalt schwankte zwischen 600 – 2.900 g/Tonne. (Bliedtner & Martin, S. 143).

Das bei Hallwangen vorkommende wismuthaltige Antimonfahlerz enthielt neben einigem Silber auch Nickel und Zinn, wobei der Wismutgehalt nach einer Röntgenfluoreszensanalyse auf eingesprengten Emplektit zurückzuführen ist.

Chalkopyrit (Kupferkies) Cu Fe2

Dieses Erz tritt nur in geringem Umfang auf, meist derb, selten in gut ausgebildeten Kriställchen in Quarz oder Schwerspat, oft schon mit einer dünnen Covellinkruste überzogen. Der Kupferkies ist meist älter als das Fahlerz. Die ausgebrachten Kupfermengen lassen keinen exakten Rückschluss auf den angefallenen Kupferkies zu, da ein Teil des Kupfers aus dem Fahlerz stammt. Ein erheblicher Teil des Kupferkieses dürfte auch durch Umwandlung in Limonit (Brauneisen) verloren gegangen sein.

Emplektit (Kupferwismutglanz) CU2 S Bi2 S3

In geringen Mengen tritt auch der Emplektit auf, meist als langprismatische, in die Gangarten eingewachsene Kristalle, die oft schon ganz oder teilweise in Bismutit umgewandelt sind.

Covellin Cu S (Kupferindig)

Covellin ist ein Zersetzungsprodukt von kupferhaltigen Erzen. Es bildet in der Regel Krusten und Anflüge, die durch ihre blauschwarze Farbe auffallen.
Zum Seiten-Anfang
Halogenide

Fluorit (Fluss-Spat)

Der Flussspat tritt in den Gängen des Reviers nicht sehr stark in Erscheinung. Er ist nur aus einzelnen Gangabschnitten bekannt und kommt besonders in größerer Teufe auf den mineralisierten Randverwerfungen vor (Metz, 1977, S. 245).
Meist ist er in kleinen kubischen Kristallen, in Zwickeln und Drusen des Schwerspats zu finden; die Farben sind unterschiedlich.
Zum Seiten-Anfang
Oxide, Hydroxide

Limonit (Gemenge von Eisenoxidhydraten) Fe (OH)

Goethit (Nadeleisenerz) Fe OOH


Goethit ist die wichtigste Komponente des Brauneisens (Limonit), das auf fast allen Gängen in größerer Menge angetroffen, zeitweise zur Eisengewinnung abgebaut wurde.

Brauneisen tritt in braunen, samtartigen Belägen in sphärolischer Form als hellbraune Pusteln auf. Auch als Pseudomorphosen nach Eisenspatrhomboedern (Siderit) und Kupferkieskristallen ist der Limonit anzutreffen. Der reine Goethit bildet schöne lackglänzende schwarze Glasköpfe, zum Teil auch Büschel aus kleinen schwarzen spitznadeligen Kristallen. Röntgenamorphe Massen von Eisenoxid, die ebenfalls auftreten, werden als Siderogel bezeichnet.

Hämatit Fe2 03

Hämatit kommt als kleine durchsichtige rote Schüppchen vor, die öfters zu schönen Rosetten aggregiert sind.

Bismit (Wismulocker) Bi2 0

Bei diesem Mineral dürfte es sich um die grün-gelben erdigen Krusten handeln, die auf Fahlerz enthaltendem Gangmaterial zu finden sind.
Zum Seiten-Anfang
Carbonate

Malachit Cu2 (OH)2 CO3


Das häufigste Sekundärmaterial des Reviers ist der Malachit, der als krustiger Belag auf zersetzten Sulfiden sowie auf anderen Mineralien und Buntsandstein vorkommt. Auch in schönen Sphäroliten und in nadeliger Ausbildung wurde er gefunden.

Azurit (Kupferlasur) Cu3 (OH)2 (CO3)2

Dieses Mineral ist etwas seltener anzutreffen. Meist ist der Azurit nur krustig ausgebildet, mitunter weisen die Krusten radialstrahlige Strukturen auf.

Bismutit Bi2 02 (CO3)

Dieses Mineral ist als Zersetzungsprodukt des bismuthaltigen Fahlerzes sowie des Emplektits entstanden. Es liegen Funde von Bismutit als kleine gelbliche Sphärolithe sowie als nadelige Pseudomorphosen nach Emplektit vor.

Siderit (Eisenspat) Fe CO3

In der Oxidationszone der Gänge sind auf fast allen Gruben schon früher bräunliche Pseudomorphosen von Limonit nach Siderit gefunden worden. In der Teufe wurde auch unzersetzter Siderit angetroffen.
Zum Seiten-Anfang
Sulfate

Baryt (Schwerspat) Ba SO4


Als bekannter Erzträger hat der Schwerspat schon in frühester Zeit die Bergleute zur Untersuchung der Schwerspatgänge im gesamten Revier veranlasst. Im ganzen Freudenstädter Raum tritt die älteste Schwerspatgeneration (l) meist in grobspätigen weißen Massen auf, die häufig mit Eisen- und Manganoxiden verunreinigt sind und oft von Quarz verdrängt wurden. In Drusen finden sich mitunter hübsche tafelige Kriställchen von Schwerspat II, der nicht durch Quarz verdrängt wurde. Sie sind zum Teil wasserklar oder auch milchig ausgebildet.
Zum Seiten-Anfang
Arsenate

Mixit Bi Cu6 (As O4)3 (OH)6 3 H2O


Der Mixit findet sich als Sekundärmineral in Lagerstätten mit Kupfer-Wismut-Arsen-Fahlerzen. Er bildet in der Regel nadelige Kristalle von grüner Farbe.
Zum Seiten-Anfang
Silikate

Chrysokoll (Cu, AI)4 (OH)8 Si4 O10 n H2O


Diese silikatische Sekundärbildung hat Hehl (1850) unter der Bezeichnung Kieselkupfer erwähnt. Sie tritt in zwei Varietäten auf, die sich in den optischen Eigenschaften unterscheiden. Die eine Varietät bildet blassbläulichgrüne Krusten auf Quarz, die sich stellenweise schalenartig ablösen. Die andere Varietät findet sich in blassgrünlichen bis grünlichgelben Krusten, die zum Teil glasartig derb ausgebildet sind.
Zum Seiten-Anfang
Nachtrag
Es ist davon auszugehen, dass mit zunehmenden Aktivitäten die Liste der vorkommenden Mineralien nach genauer Untersuchung ergänzt werden kann.




Geschichtlicher Überblick




Geschichte der Grube "Himmlisch Heer" und "Irmgardsglück"
--- 12. bis 20. Jahrhundert ---
Historisches Silber-, Kupfer- und Schwerspatbergwerk Hallwangen
Kurzform

Einen Teil der Geschichte des Hallwanger Bergwerks findet man als Wandmalerei an der Fassade der Grundschule in Hallwangen.
12. Jahrh. Älteste urkundlich erhaltene Nennung von Bergbau im Nordschwarzwald.
Auch in Hallwangen wurde nach aktuellem Forschungsstand zu dieser Zeit schon Erz abgebaut.
1519 - 1534 Herzog Ulrich muss das Land verlassen und lebt in Verbannung.
In dieser Zeit der kaiserlichen Zwischenregierung wird in Hallwangen ein 4-löthiger Silbergang gefunden.
1551 Erste gesicherte Nennung bergbaulicher Tätigkeit in Hallwangen in einem Bericht des Bergrichters Haubensack aus der elsässischen Bergbaustadt Markirch im Lebertal.
1558 Der Bergsachverständige und Kartograph Dr. Georg Gadner bescheinigt im Auftrag von Herzog Christoph der Hallwanger Grube ein gutes Erzvorkommen.
1560 4 Häuer sind im Bergwerk beschäftigt.
1564 Die Grube liegt wegen Wassereinbruchs still.
1597 Hallwangen wird in einem Verkündungsschreiben Herzogs Friedrich I. über "allgemeine Bergfreiheit" erwähnt.
Die Grube scheint jedoch nicht mehr nennenswert genutzt zu werden.
1723 Der Bergbau der Hallwanger Grube wird unter dem Namen "Himmlisch Heer" wieder aufgenommen.
Der Alpirsbacher Bergmeister Moyses erwähnt einen Spathgang, der Silber- und Kupfererz führt.
1726 Die Grube wird wegen wiederholtem Wassereinbruchs aufgegeben.
1750 Erfolglose Versuche, den Bergbau wieder aufzunehmen.
1791 Bergrat Widmann kann die Grube nicht befahren, weil sie verfallen ist.
1850 - 1860 Abbau von Schwerspat für Bleiweißfabriken.
1891 Der Geologe Sandberger äußert sich über die Grube und ihr Erzvorkommen (33,89 % Kupfer und 1,37 % Silber in den Fahlerzen).
1908 Umbenennung der Grube "Himmlisch Heer" in "Irmgardsglück" durch die Gewerkschaft Irmgardglück aus Gotha.
Die Gewerkschaft baut Schwerspat ab (10 t / Tag).
1910 8 Personen sind in der Grube beschäftigt.
1911 Übernahme der Grube durch die Süddeutsche-Erzbergbau-Gesellschaft.
1912 Ein rapider Rückgang der Erze führt jedoch zur Unwirtschaftlichkeit und Einstellung der Arbeiten.
1916

Fassaden-Bild mit Geschichts-Tafel an der Hallwang-Klinik

Vergrößerung der Geschichts-Tafel

Adam Höhler, 1909 als Maschinenmeister bei der Gewerkschaft Irmgardglück tätig, kauft das Grubengebäude und wandelt es in das Kurhaus Waldeck um; heute Hallwang-Klinik.

1923 Der Ingenieur Leo Werner Nieland aus Berlin beantragt das Mutungsrecht auf Fahlerze.
Er nennt die Grube "Nieland I", es kommt jedoch zu keinem Erzabbau.
1937 Die Firma Georg von Giesches Erben, Hamburg, legt eine Mutung auf Fahlerze ein.
Auch jetzt kommt es zu keinem Erzabbau.
1944 Die Firma Ernst Giebeler, Siegen, strebt einen Schwerspatabbau an.
Es gibt Kontroversen, da das Bergwerk zwischenzeitlich als Luftschutzraum genutzt wird.
Nach Kriegsende verzichtet die Firma Giebeler auf die Nutzung des Bergwerks.
1971 Das Grubengelände und der Grubeneingang wird mit Bauaushub verfüllt.
Zuvor hat jedoch der Mineraloge Sepp Plankovits, der den Stollen nach Mineralien durchforscht hatte, den Einstieg mit einer Sandsteinplatte markiert und in einer Zeichnung festgehalten.
1994 Die ersten Anstöße erfolgen durch Willi Haug, den Stolleneingang zu suchen und zu öffnen.
14.09.1995 Gründung des Vereins "Förderkreis Historischer Bergbau Hallwangen e.V.".
In Eigenarbeit macht der Verein einen Teil des Stollens wieder begehbar.
27.05.2000 Eröffnung des Besucherbergwerks Grube "Himmlisch Heer".
22.07.2017 Eröffnung des erweiterten Rundgangs über "Himmlisch Heer" und "Irmgardsglück".




Ausführliche Geschichte




Geschichte der Grube "Himmlisch Heer" und "Irmgardsglück"
--- 12. bis 20. Jahrhundert ---
Historisches Silber-, Kupfer- und Schwerspatbergwerk Hallwangen
nach Klaus M. Heckmanns
» Der Beginn des Bergbaus in der Nordschwarzwälder Region
» Die erste Nennung Hallwangens als Bergbaurevier
» Der Hallwanger Bergbau scheint zu florieren
» Die Blütezeit des Hallwanger Bergbaus ist offenbar vorbei
» Neue Versuche unter dem Namen "Himmlisch Heer"
» Abbau von Schwerspat
» Das Ende des Schwerspat- und Erzabbaus
Zum Seiten-Anfang
Der Beginn des Bergbaus in der Nordschwarzwälder Region
12. Jahrh. Älteste urkundlich erhaltene Nennung von Bergbau im Nordschwarzwald.
Auch in Hallwangen wurde nach aktuellem Forschungsstand zu dieser Zeit schon Erz abgebaut.
Die Gründung des Ortes Hallwangen liegt ebenso im dunkeln, wie auch der Beginn des Bergbaus. Hallwangen ist mit Sicherheit älter als das Datum seiner ersten urkundlichen Nennung am 9. Oktober 1075. Knapp 200 Jahre später, nämlich am 12. Oktober 1267, wird urkundlich dokumentiert, dass sich die Kapelle auf dem Kniebis von der Mutterkirche in Dornstetten trennt. Um nun die Versorgung beider Gotteshäuser zu gewährleisten, wird festgelegt, dass jede der beiden Kirchen die Hälfte des Metallzehnten erhalten soll. Dabei geht es um Metalle, die zukünftig gefunden würden. Eine spezifische Örtlichkeit, wo man diese Metalle finden könnte, ist in der Urkunde nicht genannt. Demzufolge kann niemand den Inhalt dieser Urkunde auf seinen Ort bzw. auf sein Bergwerk beziehen!
Man darf als sicher annehmen, dass die Alten das Ausgehende der Mineral- und Erzgänge gekannt haben. Gleichermaßen ist es durchaus möglich, dass irgendwo in unserem Raum bereits nach Erzen gegraben wurde - der Ort jedoch ist unbekannt! Die Urkunde gibt in dieser Hinsicht keinerlei Aufschluss, geht aber entweder von bereits bestehendem Bergbau aus oder aber bezieht sich darauf, dass der Metallzehnte dann geteilt werden würde, wenn man Erze (bergmännisch) abbauen würde. Die Zusammenhänge sind hier nicht eindeutig klar ausgedrückt. Das liegt mehrheitlich daran, dass man die Urkunde wegen der Trennung der Kirchen und nicht wegen der (vermeintlichen) Anfänge des Bergbaus ausgefertigt hat. Es ist daher, um den Urkundentext nicht überzuinterpretieren, wohl nicht angebracht, von einem Beginn des Bergbaus zu sprechen. Man könnte sonst in Beweisnot geraten.
Die erste Nennung eines Bergwerks im Nordschwarzwald betrifft Bulach und stammt aus dem Jahr 1322. Für das Freudenstädter Revier kommt als erste Nennung einer Grube die „Heilig-Dreikönigs-Grube" im Jahr 1478 in Betracht. Allgemein geht man jedoch davon aus, dass mit dem Bergbau in unserem Raum erst im Laufe des 16. Jahrhunderts begonnen wurde.

In "Die Bodenschätze Württembergs" von Dr. Manfred Bräuhäuser, Stuttgart 1912, heißt es allerdings: "... A. Schmidt hebt in den Begleitworten zu Bl. Dornstetten ausdrücklich hervor, daß hier der einzige zurzeit [1912] im Betrieb befindliche Gangbergbau in Württemberg sich befindet. ... Dieser Gang streicht in etwa 60 m Abstand von der östlichen Randverwerfung des Freudenstädter Grabeneinbruchs östlich von Hallwangen. In seinem oberen Teil hat um 1150 die früher vielgenannte Grube Himmlisch Heer gebaut."

Zum Seiten-Anfang
Die erste Nennung Hallwangens als Bergbaurevier
1519 - 1534 Herzog Ulrich muss das Land verlassen und lebt in Verbannung.
In dieser Zeit der kaiserlichen Zwischenregierung wird in Hallwangen ein 4-löthiger Silbergang gefunden.
Der Beginn des 16. Jahrhunderts war in Württemberg durch die Bauernkriege geprägt. Herzog Ulrich musste das Land verlassen und lebte von 1519 - 1534 in der Verbannung. In jener Zeit der kaiserlichen Zwischenregierung soll man in Hallwangen einen 4-löthigen Silbergang gefunden haben. Vier Lot(h) Silber im Zentner Erz bedeutet in die heutigen Gewichte umgerechnet 1,25 g Silber pro Kilogramm Erz. Wann dieser Gang genau gefunden wurde, lässt sich heute nicht mehr nachweisen, denn die zugehörigen Akten wurden in einer Bombennacht des Jahres 1944 in Stuttgart durch Brand vernichtet. Die in der einschlägigen Fachliteratur des öfteren veröffentlichte Jahreszahl 1520 für das Auffinden des Ganges stimmt definitiv nicht! Die Quelle, auf die sich alle diese Autoren hier berufen, nennt eben diese Jahreszahl nicht.
1551 Erste gesicherte Nennung bergbaulicher Tätigkeit in Hallwangen in einem Bericht des Bergrichters Haubensack aus der elsässischen Bergbaustadt Markirch im Lebertal.

Der erste Nachweis von Hallwangen als Bergbauort fällt in die Regierungszeit Herzog Christophs, welcher von 1550 - 1568 württembergischer Landesherr war. Kurz nach seinem Regierungsantritt beauftragt er den Bergrichter Haubensack aus der elsässischen Bergbaustadt Markirch im Lebertal und den Bergsachverständigen Hans Tübinger, die alten, verlegenen Bergwerke um Dornstetten, Hallwangen und Alpirsbach zu untersuchen. Am 15. April 1551 schreibt Bergrichter Haubensack in seinem Bericht über das Bergrevier Hallwangen: „Sie hatten dort einen alten verfallenen Stollen (gefunden), mit einem Wetterschacht bei dem Dörflein. Daselben ist ein reiner Spatgang, hat sein Streichens auf Mittag, sein Ausgehens auf Mitternacht. Er zeigt schön Glaserz“.
Dieser Bericht Haubensacks aus dem Jahr 1551 darf als erste gesicherte Nennung bergbaulicher Tätigkeit in Hallwangen gelten. Wenn nun Haubensack von einem „alten verfallenen Stollen" schreibt, so ist natürlich klar, dass es in Hallwangen auch schon vor 1551 bergbauliche Aktivitäten gegeben hat - wann, bzw. seit wann allerdings ist unklar.

Wesentliche Teile des "Oberen Stollens" wie auch der Tagschacht entstanden bereits geraume Zeit vor der ersten schriftlichen Nennung 1551. Rußgeschwärzte Firste vom Feuersetzen und Riefen von Schlägel und Eisen zeugen in diesen älteren Teilen des Bergwerks von der mühsamen, händischen Arbeit der Bergleute zu einer Zeit, als noch ganz ohne Sprengstoff gearbeitet wurde.

Zum Seiten-Anfang
Der Hallwanger Bergbau scheint zu florieren
1558 Der Bergsachverständige und Kartograph Dr. Georg Gadner bescheinigt im Auftrag von Herzog Christoph der Hallwanger Grube ein gutes Erzvorkommen.
Erst sieben Jahre später taucht dann das Bergrevier Hallwangen wieder in den Akten auf. Herzog Christoph schickt den Bergsachverständigen und Kartographen Dr. Georg Gadner im Mai 1558 auf Dienstreise in den Schwarzwald, um die Bergwerke zu kontrollieren. Offenbar ist die Hallwanger Grube zu dieser Zeit in Bau, denn Gadner schreibt:„Derweil sich aber das Erz reichlich anlaßt und mit Kupfer so wohl erzeiget, so hab ich anheut dato noch zwei Häuer eingelegt. Verhoff ich vermittels göttlicher Gnaden in drei Wochen mit dem Stollen vor Ort zu fahren und alsdann all Tag Erz gewinnen." Ganz offensichtlich bescheinigt Gadner der Hallwanger Grube hier ein gutes Erzvorkommen, was ihn dazu veranlasst, sogar noch zusätzliches Personal einzustellen.
1560 4 Häuer sind im Bergwerk beschäftigt.
Ähnlich ausgedrückt findet man die Situation auch in der Bergfreiheit vom 6. Juni 1558 wieder.
Dort steht in der Präambel zu lesen: „Nachdem der allmechtig barmherizig Gott / auß lautter milter genaden und gütte / In unserm Fürstenthumb / an etlichen orten / sonderlich zu Bulach / Dornstett / Halbang / im Wildtbadt (= Lauterbad) / in der Aach / im Vorbach / am Hienerberg (muß richtig Kienerberg = Kienberg (FDS) heißen) / und Schellkopf / auch in der Rauerzaw (= Reinerzau) / und derselben zugehörigen gebürgen / am grossen Schwarzwaldt gelegen / Silber- und Kupffer-Bergwerck erzeigen unn erscheinen lassen / der zuversichtlichen Hoffnung / das sollich Berckwerck / vermittelst seiner Göttlichen gnaden / sich dermassen zu uffnemung und merung schicken / das Uns / und ermeltem unserm Fürstenthumb / auch Underthanen unn Einwonern / und denjhengen / so die Bawen / in künfftigen zeitten mercklicher scheinlicher und grosser nutz darauß entstehn / und menigklich zu wolfart und statlicher erhaltung / fürnemlich zu mörung gemeines nutzes gedeien werde."
Hier hat wohl eine gewisse Hochstimmung vorgeherrscht, was möglicherweise unter anderem auf die Aussagen von Gadner zurückzuführen sein dürfte. Die in der Präambel genannten Gruben bzw. Bergreviere, darunter auch Hallwangen, wären dort wohl nicht erschienen, wenn nicht eine einigermaßen sichere Aussage über eine zukünftig zu gewinnende Ausbeute vorgelegen hätte. Außerdem muss auch beachtet werden, dass die Erkenntnisse in Bezug auf die Erzvorkommen und die zu erwartende Ausbeute nicht neu gewesen sein dürften - d.h. eine solche Aussage kann nicht nur von einer einzigen Inaugenscheinnahme herrühren, sondern hier ist ziemlich sicher über einen gewissen Zeitraum hinweg immer wieder beobachtet und eingeschätzt und begutachtet worden.
Die im weiteren Text der Bergfreiheit zugestandenen Vergünstigungen sind dann auch dementsprechend. Zunächst erhalten Kirchen und Armenkasten einen Erbkux zur freien Verfügung, d.h. hier müssen keine Zubußen und keine Betriebskosten bezahlt werden - die so Beschenkten brauchten nur noch den Ertrag einzustreichen. Verwendet werden sollten diese Erträge für die Kirchen, die Kirchendiener und die Schulen. Sodann hat man speziell für die Bergwerke einen Bergrichter eingesetzt, der für die in den Bergwerken Beschäftigten oberste Instanz ist. Das Amt ist verbunden mit Polizeigewalt und mit niederer Gerichtsbarkeit - hier liegen ähnliche Rechtsgrundlagen vor, wie beim Amt eines Vogtes. Alle im Bergwerk bzw. für die Bergarbeiter notwendigen Waren, Speisen und Getränke sollen in ausreichendem Maße vorhanden sein, wobei für derartige Dinge kein Zoll, sondern lediglich Wegegeld (= Fuhrlohn) zu entrichten ist. Wer jedoch Waren mit sich führt und behauptet, dass diese für ein Bergwerk bestimmt seien, um deren Verzollung zu umgehen, der soll, sofern er sie nicht zu einem Bergwerk befördert, „hertiglich gestrafft werden". Für Bulach (und wohl auch für andere Örtlichkeiten) ist „järlich ein Jarmarckt und wochenlich ein Wochenmarckt uff den Sampstag" zugelassen. Jedem Bürger ist erlaubt, „Kauffmannschafft, Kremarey, Weinschencken, Wirtschafft und Gastung zu halten, metzgen, bachen und allerley andere gebürliche gewerb zu treiben". Bergleuten, die keine liegenden Güter besitzen, d.h. zur Miete wohnen, sollen Steuerfreiheit und Erlass der Fronarbeiten zugestanden werden. Die „Türckenhülff" allerdings ist zu entrichten. Die Stadt (Gemeinde) erhält ebenfalls einen Erbkux. Davon sollen Mauern, Tore, Türme, Brunnen, Wege und Stege und andere Notwendigkeiten instandgehalten werden. Jeder Bergmann, der sich zum Arbeiten niederlässt, soll, wie die anderen Bürger auch, an der Allmende (Wasser, Weide etc.) teilhaben. Auch in Bezug auf die Verteilung von „Prennhollz" soll er den anderen Bürgern gleichgestellt sein. Gegenüber Oberbergmeister und Bergrichter wird absoluter Gehorsam verlangt. Der Herzog verlangt seinerseits nicht die zehnte Mark Silber, nicht den zehnten Zentner Erz als Zehntabgabe, sondern jeweils den neunundzwanzigsten Teil. Außerdem wird das in den Gruben zu verbauende Grubenholz umsonst an die Bergleute abgegeben.
Ein solches Angebot von Privilegien kann für die damaligen Verhältnisse durchaus als großzügig angesehen werden. Die Absicht dabei ist natürlich, möglichst viele Bergleute anzulocken. Andererseits mag das Auffinden des Edelmetalls Silber womöglich auch in Hallwangen einen „Silberrausch" verursacht haben. Zur Mitarbeit melden sich nicht nur gelernte Bergleute, sondern auch Handwerker, Tagelöhner und sonstige Zeitgenossen, die in ihrem angestammten Beruf nicht vorwärts kommen. Diesem Umstand Rechnung tragend, versucht die herzogliche Verwaltung Bergleute (z.B. aus Sachsen) anzuwerben. Dementsprechend stellt 1558 der Vogt zu Dornstetten fest, dass die Gruben bei Hallwangen „nicht bergmännisch" angefangen worden seien ... und dass deshalb die Gruben wieder eingegangen seien. Der Grund dafür sei der, dass hier keine gelernten Bergleute, sondern Handwerker, „die auf ihrem Handwerk verderben" tätig gewesen wären.
In der Hallwanger Grube wird aber trotzdem noch gearbeitet - jedenfalls vorerst noch, denn 1558 ist der Hallwanger Stollen mit einem Steiger und drei Arbeitern belegt. Zwei weitere Arbeiter sind dann noch durch die Initiative Gadners hinzugekommen. Im Juni 1559 wird bei 72 Lachtern (1 L = 2,005 m) Stollenlänge ein Tagschacht abgeteuft (= in die Tiefe gegraben); im Stollen ist man bei 40 Lachter auf den Gang gestoßen. Vor Ort wird 2 - 3 Lot (= 0,62 - 0,93 g Ag/kg Erz) silberhaltiges Erz gefunden. 1560 ist der Tagschacht 14 Lachter tief abgeteuft; man hat aber hier schon mit Wassereinbruch zu kämpfen. Das Bergwerk muss bald danach aufgelassen worden sein, denn die Akten bringen nichts mehr darüber. Die Freude war also wohl nur von kurzer Dauer. Während 1560 noch vier Häuer beschäftigt sind, liegt die Grube 1564 offenbar still.
1564 Die Grube liegt wegen Wassereinbruchs still.
In den altwürttembergischen Lagerbüchern des Amtes Dornstetten gibt es betreffend die bergbauliche Tätigkeit in Hallwangen noch folgenden Nachweis: „Hanns Reuender, Steiger in der Grube Hallwangen, gibt aus seinem gekauften Haus und anderen Gütern, It. Brief in der Regstr. vom Jahr 1560: 5 ß h (= 5 Schilling Heller) Urbar- und Lösungszins!"
Zum Seiten-Anfang
Die Blütezeit des Hallwanger Bergbaus ist offenbar vorbei
1597 Hallwangen wird in einem Verkündungsschreiben Herzogs Friedrich I. über "allgemeine Bergfreiheit" erwähnt.
Die Grube scheint jedoch nicht mehr nennenswert genutzt zu werden.
Es ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass auch in der Folgezeit weitere Versuche stattgefunden haben, in Hallwangen Erze abzubauen - allein die Akten sagen nichts mehr darüber aus - 160 Jahre lang gibt es keine Nachrichten mehr über die Hallwanger Grube. Am 27. Juli 1597 erlässt Herzog Friedrich l. eine allgemeine Bergfreiheit, in deren Verkündigungsschreiben auch Hallwangen als „Halbang" erwähnt ist. Am 5. Juli 1598 erfolgt die Verkündigung der Bergordnung mit den Bergfreiheiten nach Joachimsthaler Vorbild. Der Herzog lässt diese neuen Gesetze in großem Stil publizieren.

Herzog Friedrich I. ist einer der wenigen württembergischen Landesherren, die sich wirklich intensiv um den Bergbau gekümmert und sich mit seinen Problemen auseinandergesetzt haben. Wie man heute weiß, hat er auch gewaltig in diese Unternehmungen investiert und keine Kosten und Mühen gescheut. Selbst Rutengänger und Alchemisten werden von ihm beschäftigt - erfolglos, wie auch andernorts. Vor allem durch seinen Baumeister Schickhardt, dessen Wirken als Ingenieur in der Literatur bisher viel zu wenig gewürdigt worden ist, lässt er im Christophstal unterhalb der „Bergstadt ob dem Christophsthal" Werke und Anlagen anlegen, die bereits industriellen Charakter haben.

Obwohl Hallwangen in den Bergfreiheiten erwähnt ist, scheinen sich die Aktivitäten Friedrichs I. bis dorthin nicht ausgewirkt zu haben.
Zum Seiten-Anfang
Neue Versuche unter dem Namen "Himmlisch Heer"
1723 Der Bergbau der Hallwanger Grube wird unter dem Namen "Himmlisch Heer" wieder aufgenommen.
Der Alpirsbacher Bergmeister Moyses erwähnt einen Spathgang, der Silber- und Kupfererz führt.
Im Jahr 1722 wird ein Oberbergamt in Stuttgart eingerichtet. Das für Hallwangen zuständige Bergamt befindet sich nun in Alpirsbach. Ein Jahr später, also 1723, wird der alte Abbau der Hallwanger Grube unter dem Namen „Himmlisch-Heer" neu vergewerkt. Der Alpirsbacher Bergmeister Moyses von Khyrrberg berichtet 1736 darüber: „Bei Hallwangen im Dornstetter Amt ist vor 13 Jahren auch eine alte Zeche - Himmlisch-Heer genannt - angegriffen und etlich Jahre gebauet worden, woselbsten ein gar mächtiger Spathgang streichet, der Silber- und Kupferertz mit sich führet, selbiger ist aber nur im Taggebürg etwas edel, in der Teufe aber leer befunden worden.“
1726 Die Grube wird wegen wiederholtem Wassereinbruchs aufgegeben.
1726 wird die Grube wegen erneuten Wassereinbruchs wieder aufgelassen. Das während der Bauzeit (vermutlich 1723 - 1726) geförderte Erz enthält 10 Lot Silber (= 3,1 g/kg Erz) und 15 Pfund Kupfer im Zentner. Das ist aber schon das allerbeste Erz. 6 oder 8 Lot Silber und 12 Pfund Kupfer werden sonst angegeben.
1727 vereinigen sich die Bergleute von Himmlisch-Heer mit denen der Friedrichs-Zeche und bauen gemeinsam auf dem Christophsstollen.
1750 Erfolglose Versuche, den Bergbau wieder aufzunehmen.
1750 werden in der Grube Himmlisch-Heer erneut Versuche angestellt, die jedoch nicht zum Erfolg führen.
1791 Bergrat Widmann kann die Grube nicht befahren, weil sie verfallen ist.
Die Akten schweigen erneut - 40 Jahre lang. Erst 1791 gibt es neue Nachrichten von der Grube Himmlisch-Heer - allerdings keine ermutigenden. Bergrat Widmann kann die Grube nicht befahren, weil sie total verfallen ist. Dieser Zustand dauert vorläufig an.
Zum Seiten-Anfang
Abbau von Schwerspat
1850 - 1860 Abbau von Schwerspat für Bleiweißfabriken.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wird Schwerspat für die Bleiweißfabriken abgebaut.
1891 Der Geologe Sandberger äußert sich über die Grube und ihr Erzvorkommen
(33,89 % Kupfer und 1,37 % Silber in den Fahlerzen).
Im Jahr 1891 äußert sich dann der Geologe Sandberger nochmals über das Hallwanger Revier: „Der oberhalb des Dorfes Hallwangen bei Dornstetten auftretende Gang, welcher in quarzreichem Schwerspat und Quarz eingesprengtes Fahlerz führt, ist schon an der Mündung des alten oberen, jetzt anderweitig benutzten Stollens der Grube Himmlisch-Heer noch gut erkennbar. Er setzt, in zwei Trümmer geteilt, welche sich im Inneren des Stollens zu einem 1 m mächtigen Gangkörper vereinigen, in verkieseltem Buntsandstein auf. Auf den Halden findet man noch einzelne Gangstückchen mit frischem und zersetztem Fahlerz, Mixit, Wad, Malachit, Brauneisenstein und Kupfermanganerz von ganz gleicher Beschaffenheit, wie zu Christophs-Aue". Die Fahlerze enthielten lt. Sandberger 33,89 % Cu und 1,37 % Ag.
1908 Umbenennung der Grube "Himmlisch Heer" in "Irmgardsglück" durch die Gewerkschaft Irmgardsglück aus Gotha.
Die Gewerkschaft baut Schwerspat ab (10 t / Tag).
Im 20. Jahrhundert, d.h. in den Anfangsjahren, wird in Hallwangen Schwerspat abgebaut, der zum größten Teil in der Farbpigmentfabrikation - Lithopone (= lichtechtes, gut deckendes weißes Pigment für Anstrichfarben) - aber auch in der chemischen Industrie und in der Kunstfeuerwerkerei Verwendung findet.
Im Jahr 1908 (It. Metz bereits 1904) tritt die Gewerkschaft Irmgardsglück aus Gotha auf den Plan. Die Grube wird in „Irmgardsglück“ umbenannt und auf Schwerspat gemutet (Mutung = Gesuch an die Bergbaubehörde zur Erwerbung des Schürfrechts in einem bestimmten Feld). 1904 soll (It. Metz) ein Abbauvertrag über 20 Jahre geschlossen worden sein. 1908 wurde hier 1 % des weltweit gewonnenen Schwerspats gefördert.
Als bei Versuchsarbeiten auch Fahlerze angetroffen werden, legt die Verwaltung 1908 Mutung auf Kupfer- und Silbererze ein. Am 11. Juni 1909 werden als Steiger August Kunz, als Maschinenmeister Adam Höhler und als Betriebsführer Wilhelm Kunz genannt.

Ausführliche Geschichtsdaten 1908 - 1943
aus: Helge Steen, Geschichte des modernen Bergbaus im Schwarzwald, Seite 54-57, Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt
1910 8 Personen sind in der Grube beschäftigt.
Die Gewerkschaft hat 1910 in der Grube 8 Personen beschäftigt.
1911 Übernahme der Grube durch die Süddeutsche-Erzbergbau-Gesellschaft.
Im Zeitraum 1910/1911 wird die Grube von der Süddeutschen- Erzbergbau-Gesellschaft übernommen. Die Gesellschaft will im Oktober 1911 zusätzlich die Grube Dorothea im Christophstal muten. Zu diesem Zeitpunkt scheidet Baron Hans von Verschner aus der Gesellschaft aus. Neu in die Gesellschaft aufgenommen werden kurz darauf Bankier Theodor Knapp und der Glasfabrikant Otto Böhringer, beide aus Freudenstadt. Als Betriebsführer ist Anton Schmuck tätig. Ende 1911 sind 3 – 4 Personen unter Tage beschäftigt.

Während 1910 und anfangs 1911 noch 8 Personen in der Grube tätig sind, werden pro Tag etwa 10 Tonnen Schwerspat abgebaut und per Fuhrwerk zum 4 km entfernt liegenden Bahnhof Dornstetten transportiert. Die Erze werden als Nebenerzeugnisse gewonnen und an Hütten abgegeben.
Zum Seiten-Anfang
Das Ende des Schwerspat- und Erzabbaus
1912 Ein rapider Rückgang der Erze führt jedoch zur Unwirtschaftlichkeit und Einstellung der Arbeiten.
1911 werden lediglich 15 Tonnen Erze gefördert - 35 Tonnen sind es insgesamt zwischen 1909 und 1911. Es wird also mehr Schwerspat als Erz abgebaut, was das Oberbergamt zu dem Schluss veranlasst, dass hier von Erzabbau keine Rede sein könne. Der Gesellschaft wird daher seitens des Oberbergamts eine Nichtbetriebssportel angedroht. Unter anderem dies und auch vornehmlich die hohen Transportkosten für das abgebaute Material zum Bahnhof Dornstetten führen zu der Erkenntnis, dass ein lohnender Verkauf des Materials nicht mehr möglich ist. Die Arbeiten werden deshalb am 1. April 1912 eingestellt. Man hofft noch auf die Erbauung der Bahnstrecke Dornstetten - Pfalzgrafenweiler, wobei Hallwangen einen Bahnanschluss erhalten hätte, und will den Erzabbau so lange ruhen lassen, da ein wirtschaftliches Arbeiten sonst nicht möglich erscheint.
1916 Adam Höhler, 1909 als Maschinenmeister bei der Gewerkschaft Irmgardglück tätig, kauft das Grubengebäude und wandelt es in das Kurhaus Waldeck um.
Wie man weiß, ist die Bahnstrecke nicht gebaut worden. Man hat zwar damit begonnen und westlich des Industriegebiets von Dornstetten ist heute noch die Trasse zu sehen, aber auch der Bahnbau dürfte nicht lohnend gewesen sein. Adam Höhler, 1909 als Maschinenmeister bei der Gewerkschaft Irmgardglück tätig, kauft 1916 das Berghaus (Grubengebäude) und wandelt es in den zwanziger Jahren in das Kurhaus „Waldeck" um, heute Hallwang-Klinik. 1922 fällt die Grube ins bergfreie.
1923 Der Ingenieur Leo Werner Nieland aus Berlin beantragt das Mutungsrecht auf Fahlerze.
Er nennt die Grube "Nieland I", es kommt jedoch zu keinem Erzabbau.
Der Ingenieur Leo Werner Nieland aus Berlin beantragt im Januar 1923 das Mutungsrecht auf Fahlerze und die Verleihung des Bergwerkseigentums für die Grube Irmgardglück. Er nennt die Grube nun „Nieland I", beginnt jedoch nicht mit dem Abbau. Am 14. Dezember 1927 wird ihm das Mutungsrecht wieder entzogen, als das Bergamt feststellt, dass der Ingenieur vermögenslos und damit zahlungsunfähig ist. Die Maßnahme wird It. Beschluss am 14. Dezember 1928 rechtskräftig. Mittlerweile hat man auch das Grubenfeld neu vermessen. Es hat einen Flächeninhalt von 1.999.519,06 m² = 199 ha 95 a 19 m².
Im Sommer 1937 stellt das Bergamt fest, dass in der Schwerspatgrube Hallwangen gearbeitet wird. Eine Anfrage beim Bürgermeisteramt ergibt, dass hier kein Schwerspat abgebaut wird, sondern dass Adam Höhler hier lediglich Schotter und Vorlagesteine gewinnt.
1937 Die Firma Georg von Giesches Erben, Hamburg, legt eine Mutung auf Fahlerze ein.
Auch jetzt kommt es zu keinem Erzabbau.
Am 15. November 1937 legt die Firma Georg von Giesches Erben, Hamburg, früher Breslau, Mutung auf Fahlerze ein. Die Verleihung des Bergwerkseigentums erfolgt am 18. März 1938. Die Mutung bezieht sich auf Gold, Silber, Kupfer, Kobalt, Nickel, Schwefel, Arsen, Antimon, Blei, Zinn und Zink.
Etwa 70 % der vorgenannten Elemente kommen im Hallwanger Fahlerz nicht vor - der umfangreiche Versuch hängt jedoch mit der Rohstoffknappheit im III. Reich zusammen. Vor allem das Wirtschaftshauptamt der SS hat sich hier in den Vordergrund gespielt und will nun holen, was noch zu holen ist. Derartige Aktionen werden reichsweit durchgeführt, denn die Aufrüstung der Wehrmacht hat ihren Höhepunkt erreicht und die Rüstungsindustrie läuft auf Hochtouren und benötigt dringend - selten gewordene – Metalle jeglicher Art.

Bis zum 8. April 1940 hat hier jedoch noch kein Abbau stattgefunden. Die Firma Giesches Erben hat gleichzeitig auch die Verleihung des Bergwerkseigentums für das St.-Christophs-Grubenfeld und für das Dorotheenzechen-Grubenfeld bei Freudenstadt beantragt. Das Bergamt stellt am 20. Juni 1938 fest, dass das Bergwerkseigentum einen Wert von 1.000,- RM je Grubenfeld habe. Nachdem die Firma Giesches Erben Widerspruch eingelegt hat, stellt das Oberbergamt fest, dass die Abbauwürdigkeit der Erzvorkommen zweifelhaft sei und dass daher das Bergwerkseigentum aller Grubenfelder zusammen einen Wert von 1.000,- RM habe. Geschehen ist jedoch offenbar nichts mehr. Das an die Firma Giesches Erben verliehene Bergwerkseigentum wird am 6. Dezember 1954 per Beschluss aufgehoben.
1944 Die Firma Ernst Giebeler, Siegen, strebt einen Schwerspatabbau an.
Es gibt Kontroversen, da das Bergwerk zwischenzeitlich als Luftschutzraum genutzt wird.
Nach Kriegsende verzichtet die Firma Giebeler auf die Nutzung des Bergwerks.
Glück auf!
(= der Gruß des Bergmanns: "Man wünschte sich das Glück, die Erzader möge sich auftun, erweitern und nicht ins taube Gestein verlieren.")
teilweise entnommen der Festschrift
zur Eröffnung des Besucherbergwerks
„Grube Himmlisch Heer“
am 27./28. Mai 2000





Geschichte der Aufwältigung








Eröffnung




Eröffnung
Grube "Himmlisch Heer" und "Irmgardsglück"
Besucherbergwerk

» Eröffnungsfeier der Grube "Himmlisch Heer" am 27.05.2000
» Eröffnungsfeier des erweiterten Rundgangs über "Himmlisch Heer" und "Irmgardsglück" 2017
» Einweihung der Bergwerks-Vorplatzes auf den Namen "Sepp-Plankovits-Platz" 2019
Zum Seiten-Anfang
Eröffnungsfeier der Grube "Himmlisch Heer" am 27.05.2000
Am Samstag, 27. Mai 2000 wurde mit einem großen Festakt das Bergwerk „Himmlisch Heer“ offiziell für den Besucherbetrieb eröffnet.

Zahlreiche Honoratioren ließen es sich nicht nehmen, zu diesem besonderen Ereignis zu erscheinen: Herr Geiger und Herr Paaßens vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg, zahlreiche Abordnungen von auswärtigen Bergwerksvereinen, Kommunalpolitiker wie Herr Bürgermeister Pütsch und der stellvertretende Landrat Herr Röber, MDB Renate Gradistanac, MDB H.-J. Fuchtel, MDL Dr. Carmina Brenner und viele mehr.

Ab 11.00 Uhr begleitete der Hallwanger Musikverein den Festakt im Festzelt am Bergwerk. Nach vielen lobenden Reden und Geschenkübergaben wurde ein zünftiges Mittagessen eingenommen, meisterhaft gezaubert vom Vereinsmitglied Konrad Schuler mit seinem Team. Das Mittagessen ging fast nahtlos in den Nachmittagskaffee und in die sich anschließende Abendveranstaltung über. Die „Allgäuer Bergmusikanten“ sorgten hierbei für beste Stimmung.
Am Sonntag, 28. Mai versammelten sich alle Bergleute in ihrer Tracht beim Gottesdienst in der evangelischen Kirche Engeltal in Hallwangen und Herr Pfarrer Kircher fand in seiner „Bergwerkspredigt“ wieder einmal die passenden Worte.
Zum anschließenden Frühschoppen spielte das „Romanus-Trio“ im Festzelt auf. Die großen und kleinen Gäste erfreuten sich an verschiedenen Darbietungen, Schatzsuche, Ponyreiten und Gesichtsmasken malen. Mit dem Nachmittagskaffee klang ein gelungenes Fest aus.

Zum Seiten-Anfang
Eröffnungsfeier des erweiterten Rundgangs über "Himmlisch Heer" und "Irmgardsglück" 2017

Am 22. Juli 2017 hatte sich die Neubulacher Bergmannskapelle vor dem Eingang zum Stollen, dem sogenannten Mundloch, aufgestellt. Bevor Vereinsvorsitzende Erna Märgner, Bürgermeister Bernhard Haas als Schirmherr sowie Pfarrer Matthias Steinhilber und Diakon Georg Lorleberg das Band durchschnitten und das »Irmgardsglück« für die Besucher öffneten, wurde gemeinsam gesungen und gebetet und sowohl auf die Geschichte des Bergbaus in Hallwangen wie auch auf die des Förderkreises Historischer Bergbau Hallwangen zurück geblickt.
Erna Märgner hieß Ehrengäste und sonstige Gäste, Kumpel und Kameraden befreundeter Bergwerksvereine aus Hausach, Aalen und Heilbronn sowie die Bergmannskapelle aus Neubulach, die später am Abend im Festzelt für Unterhaltung sorgte, mit einem herzlichen »Glück auf« willkommen.
Lorleberg bat im Gebet darum, »dass alle, die den Stollen künftig besuchen, wohlbehütet wieder nach draußen kommen«. Als sichtbares Zeichen der Segnung überreichten Pfarrer und Diakon Erna Märgner ein Schild mit dem Text des Einfahrtsgebets, das am Eingang zum Stollen angebracht werden soll.
Lob und Anerkennung gab es auch vom Ehrenpräsidenten des Landesverbands der Bergwerke und bergmännischen Musikkapellen, Klaus Dudenhöfer. »Bergbau ist nicht eines Mannes Sache«, machte er deutlich und zollte dem Hallwanger Förderkreis für seine Arbeit »Respekt und Anerkennung«.
Nach dem offiziellen Teil wurden alle ins Festzelt eingeladen, wo die Hallwanger Vereine für die Bewirtung sorgten. Hier sangen die Ehrengäste noch einmal das Steigerlied, begleitet von der Bergmannskapelle, mit einem Prosit und einem kräftigen Schluck aus dem Flachmann zum Abschluss.
Text teilweise entnommen aus Schwarzwälder Bote, 24.07.2017
Zum Seiten-Anfang
Einweihung der Bergwerks-Vorplatzes auf den Namen "Sepp-Plankovits-Platz" 2019

Als Auftakt des Lichterfestes am 20.07.2019 wurde der Vorplatz des Bergwerks Himmlisch Heer auf den Namen "Sepp-Plankovits-Platz" eingeweiht. Ein Gedenken an den Geschichtsbewahrer des Hallwanger Bergwerks, er sammelte nicht nur Bilder und Gezähe (Werkzeug) des Bergmanns, sondern auch viele Geschichten über die Bergleute und deren Familien in Hallwangen. Auch die Gesteinssammlung in der Ortschaftsverwaltung ist von ihm angelegt worden.

Er war es auch, nach dessen Vermessungsskizze der Förderkreis bei Beginn der genehmigten Aufwältigungsarbeiten sehr schnell das Mundloch finden und frei legen konnte, nachdem der Eingangsbereich im Laufe der Jahre verfüllt worden war.

Die Einweihungsfeier stand unter Führung von Ortsvorsteher Christoph Mannheimer und wurde unter Mitwirkung der Alphornbläser Hallwangen vorgenommen.

Ortsvorsteher Chr. Mannheimer bei seiner Ansprache und Vorsitzende E. Märgner bei der Enthüllung der Namenstafel
Bericht: Schwarzwälder Bote, 23.07.2019 (JPG)





Historisches Silber-, Kupfer- und Schwerspatbergwerk
im nördlichen Schwarzwald

© Förderkreis Historischer Bergbau Hallwangen e.V.


Impressum       Sitemap       Kontakt       Intern       Datenschutzerklärung

Diese Homepage wurde erstellt von: S.L.Dive Software, Stephan Liedtke, info@sldive.de